Unbändiger Wille und Mut, aber auch eine gehörige Portion Unvermögen und Verzweiflung standen Pate, als die Bayernliga-Volleyballerinnen des TSV Feucht ihr Derby beim VfL Nürnberg nach einem 0:2-Satzrückstand noch zu einem 3:2-Sieg umpolten.
Dabei stand bis zum letzten Ball hinter dem Team eine rot-weiße Wand, ein imposanter Fanblock angeführt von den „TSV-Fussis“, die die Luft zum „brennen“ brachten.
Der TSV war auf dem Papier erstmals als Favorit angetreten und hatte mit dieser Rolle vom Start weg ganz offensichtlich so seine Probleme. Kein Mannschaftsteil fand in die Partie und es wurde immer leiser in den TSV-Reihen. Bis zum Stand von 16:15 passierte nichts – zumindest nichts was das Volleyballauge wirklich sehen wollte. Der VfL konnte nicht wirklich, doch der TSV machte so viele Fehler, dass die Gastgeberinnen dann doch irgendwann in Führung gehen mussten. Eine kleine Aufschlagserie gegen eine eigentlich nicht vorhandene Gäste-Annahme entschied brachte dann auch die Vorentscheidung (16:20). Das war ein Rückstand, der für diese TSV-Mädels nicht zu stemmen war (23:25).
„Ich würde sagen, wir haben so gut wie jeden leichten Driveschlag ins Feld bekommen, haben gefühlt 50% aufwärts an Aufschlägen verschlagen – der Rest waren Einwürfe. Und in den Disziplinen Zuspiel und Angriff fällten wir viel zu oft die falsche Entscheidung. Kurz es lief absolut nichts zusammen“, war das Trainergespann Hoefer/Loos vollends bedient.
Und das Duo hatte sein Pulver ähnlich schnell verschossen wie die Truppe selber. Mal aufmunternd, dann warnend, einmal laut und einmal ruhig, jedes Coaching wurde zur Niete. Und es sollte noch heftiger werden, im zweiten Set wurden die Gastgeberinnen dann mutiger als sie sahen, dass auf Feuchter Seite nichts zusammen lief. Und der erhöhte Druck im Aufschlag war für den TSV nicht zu kontern. Zunächst hielten die TSV-Mädels bis 8:8 den Durchgang offen um dann mit 17:25 vorgeführt zu werden. „In dieser Phase wurde es so richtig bitter“, Hoefer und Loos mussten und wollten was ändern, hatten aber schon jeden erdenklichen Wechsel versucht.
Dann entschlossen sie sich, ihr Team in einer komplett neuen, taktischen Ausrichtung auf das Parkett zuschicken. Sie stellten von Zwei- auf Drei-Mittelblocker-System um – und das ohne auch nur einen einzigen, gelernten Mittelblocker auf dem Feld zu lassen.
Steffi Birner bekam dabei die Herkulesaufgabe, sie spielte die Drei-Mittelblockerposition. Lara Muswieck spielte zweimal, Helena Gleiß einmal Mitte. Auf den Außen bezogen Isabel Muswieck und Laura Lebender Position und Ramona Offergeld übernahm den Libera-Posten.
Und warum auch immer, die die bisher alle Aufschläge versemmelten fingen sich, es wurde lauter und sicherer, nicht wirklich druckvoll, aber mit ganz einfachem Spiel fand der TSV langsam in die Partie. Bis zum 12:11 war es noch eng, doch fortan zogen die TSV-Mädels davon. Isabel Muswieck und Helena Gleiß übernahmen im Angriff Verantwortung und sorgten für viele Punkte. Eva Kossack spielte nun einen sicheren Part und Laura Lebender zeigte endlich, dass ihr Service normal eine Waffe ist. Als der TSV den dritten Set mit 25:17 für sich entschieden hatte, glaubten auch endlich die Mädels mit ihren Fans daran, dass die Truppe das Feld als Sieger verlassen könnte.
Im vierten Set wurde es noch etwas deutlicher, mit 25:15 fertigte der TSV die Gastgeberinnen ab und zeigte endlich die Entschlossenheit und Konsequenz, die ein Team für einen Sieg benötigt. Und die Fans zogen voll mit, heizten dem Team kräftig ein, dass es nicht doch noch einen Rückfall hätte geben können. Es folgte der Tiebreak und der TSV Feucht ließ keine Frage mehr offen. Es war erneut Laura Lebender, die ihr Team mit starken Aufschlägen von 3:2 auf 11:2 davonziehen ließ. Das war es dann, ein Kraftakt näherte sich dem Ende, mit 15:9 holte der TSV zwei nicht mehr für möglich gehaltene Punkte, wobei es neutral betrachtet ein klarer Punktverlust war.
„Nach so einem Spielverlauf sollten wir froh sein, dass wir noch zwei Punkte geholt haben – aber wir sollten viel und schnell aus diesem Spiel lernen.“ Cotrainer Ronald Loos brachte es auf den Punkt und war trotzdem wie Hoefer am Ende sehr stolz auf die Mädels.
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